22.02.2006, Philipp eins in Speyer, erster abendfüllender Auftritt mit Band
Gereon Hoffmann für die Rheinpfalz schrieb am 24.02.2006
Die Stimmung macht den Stil Texte und Lieder von und mit Martina Gemmar im „philipp eins" - Südpfälzerin mit Speyer-Premiere
Das „Girl from Ipanema" ist in die Jahre gekommen und spaziert nicht mehr am Strand in Brasilien, sondern in Speyer am Rheinufer entlang. Wie es dazu kam, erzählt Martina Gemmar in ihrer brillanten Neudichtung des alten Bossa Standards beim Konzert im Restaurant „philipp eins".
Die sympathische Südpfälzerin steht noch am Anfang ihrer künstlerischen Karriere, aber dass sie Erfolg mit ihren Texten und Liedern haben wird, wird jeder der Zuhörer unterschreiben. Das erste abendfüllende Programm ist noch ganz frisch. „Ich bleib noch "n bisschen", heißt es und die selbst geschriebenen Texte und Lieder drehen sich um Bleiben und Trennen, Suchen und Sehnsucht.
Die 31-jährige Künstlerin begann im Jahr 2000 mit ersten Texten und hat schon bald verschiedene Wettbewerbe gewonnen. Sie ist bekennende Pfälzerin, die des Hochdeutschen mächtig ist. Das hört man auch bei ihren Moderationen, die zwischen Mundart und Schriftdeutsch schillern. Die Texte dominieren ihre Lieder, die sich zwischen verschiedenen Stilen bewegen. Das Chanson ist stark vertreten, der Blues - sowieso mehr ein Gefühl, als ein Musikstil - klingt öfter mit, verspielte Latin-Rhythmen und manchmal auch Jazz- und seltener auch Rock-Elemente. Die Stimmung macht den Stil, könnte man zusammenfassen. Unterstützt wird sie von einer kleinen und feinen Rhythmus- gruppe, nämlich Christoph Stadtler an der Gitarre, Boris Friedel am Bass und Daniel Fleischmann am Schlagzeug. Hört man Martina Gemmar dann singen, ist man zunächst verblüfft von ihrer ganz einfachen und direkten Art.
Sie singt im positiven Sinne „schlicht": Kein Geschnörkel, keine Mätzchen, sondern mit klarer Stimme singt sie einfache, sehr natürliche Melodien, mit denen sie ihre Geschichten aus dem Alltag erzählt. Es sind keine Dramen, die die Frau aus Steinfeld besingt, aber es sind schön beobachtete Szenen. „Isch schmeiß" alles hie...!", erzählt die Geschichte von einer eingeschlafenen Beziehung. Doch es ist gerade der Entschluss, sich zu trennen, die Koffer zu packen und loszuziehen, der die Beiden wieder zusammen bringt. „Isch schmeiß alles hie - doch jetzt wär"s noch zu frieh." Aus „Greensleeves" macht Martina Gemmar „Grüne Ärmel", und die Nachdichtung bringt das altenglische Liebeslied in die Gegenwart, wo Schwärmerei schnell ihre Ernüchterung findet.
„My Baby just cares for me" war ein Hit von Nina Simone, uff gut pälzisch: „Der Mann kehrt nur fer mich", nämlich vor"m Haus, am Samstag, wie sich das gehört. Sowohl in Mundart, als auch in Hochdeutsch sind die Texte der Liedermacherin unterhaltsam, manchmal nachdenklich und ein klein bisschen melancholisch, aber immer mit einem gesunden Optimismus gestärkt, der dem ganzen eine sehr pfälzische Note gibt. Zwischen den Zeilen verstecken sich feine Beobachtungen. Das „Girl from Ipanema" hat ein Pfälzer Ingenieur auf Montage geheiratet. Weil er sie so exotisch fand. Aber jedesmal, wenn sie heute am Rheinufer spazieren geht, sagen die Leute: „Die is net vun do..." Martina Gemmar war zum ersten Mal in Speyer - wär schön, wenn sie bald wieder kommt und noch mehr Lieder im Gepäck hat.
|