(Schifferstadter Tagblatt, 5.11.2008, cher)
Frisch, frech, aber auch charmant und mitunter zu Herzen gehend
Songs, Lieder und Chansons mit Martina Gemmar in der Stadtbücherei
“Ich bleib nochn bisschen” heißt das aktuelle Programm der pfälzischen Liedermacherin Martina Gemmar, das gestern Abend über 50 Zuhörer in der Stadtbücherei begeisterte. Büchereileiterin Martina Kees erinnerte eingangs an das 20-jährige Jubiläum der Einrichtung, das in diesem Jahr mit zahlreichen Veranstaltungen gebührend gefeiert wurde. Martina Gemmar setzte mit ihrem Auftritt nicht nur den Schlusspunkt in der Veranstaltungsreihe, sondern auch dem zweiten Halbjahresprogramm ein Sahnehäubchen auf. Waren es einmal die Pfälzer, die sie liebevoll-hintergründig besang und dabei als “fer große Worte net geeignet” befand, die aber durchaus in der der Lage seien, “Feier zu fange”, wonach es für alle übrigen heißt “rette sich, wer kann!”, so verschonte sie in ihrem Lied über die Orientierungslosigkeit auch das eigene Geschlecht nicht. Regelrecht mit Worten jonglierend beschrieb sie in einem Sprechgesang das Motto des Abends und führte mit unterhaltsamen Zwischenmoderationen gekonnt durch das Programm, wobei die Zuhörer auch Anekdoten zu hören bekamen. Wie beispielsweise jene von Peter Frankenfeld und Lonny Kellner. So konnte letztere ihren späteren Ehemann massiv durch das Lesen anspruchsvoller Literatur beeindrucken, nachdem er sie zuvor für eine “hohle Tussi” gehalten hatte. Und mit der Tatsache, dass kein Geringerer als der Schifferstadter Franz Funk die Melodie “Schönes Wetter heute” komponiert hatte, welche Helmut Zacharias bei der Hochzeit der Frankenfelds auf seiner Geige spielte, spannte Martina Gemmar wiederum den Bogen zu Schifferstadt. Verblüfft nahm das Publikum zur Kenntnis, dass die Liedermacherin “Schnee im April” mag, obwohl diser wäre, “wie än alder Fedderweiße” oder “s’fünfde Rad am Wage”. Mit sanfter Ironie nahm Martina Gemmar das hartnäckige Verweilen junger Männer im “Hotel Mama” unter die Lupe. “Mit 30 wird es wirklich Zeit, jetzt soll er endlich gehn, auf Wiedersehn” reimte sie zur Melodie der altbekannten Volksweise “Es, es, es und es”. Sohnemann, wohl wissend, dass “der Service im Hotel Mama der beste war”, dann aber doch zu dem Schluss kam, dass sie nicht die einzige Frau auf der Welt sei, beschloss, “ich will es gleich probieren und inserieren”. Die Enttäuschung ließ nicht lange auf sich warten, denn es kam nur ein einziger Brief “mit seiner Mutter Schrift”, die ihm verkündete: “Mein Sohn ist grade aus dem Haus und ich koste jetzt meine Freiheit aus.” So blieb ihm letztendlich nur der Weg “sich zu emanzipieren”. Die unglückliche Liebe eines Mannes zu “Lady Grünärmel” besang Martina Gemmar nach der Melodie der englischen Volksweise “Greensleeves” (wobei dies wörtlich übersetzt tatsächlich “grüne Ärmel” heißt), kam dabei zu dem Schluss, dass “grün sei, was die Hoffnung nährt, doch sich leider selten bewährt” und folgerte aus der Sicht der Frau: “Nicht viele Frösche sind es wert, dass man sie verehrt!” Als Geburtstagsüberraschung für die Stadtbücherei hatte die Künstlerin einen eigens verfassten Song parat und verkündete dem begeisterten Publikum, dass “im Riesen-Daten-Brei aus Emails und SMS” die Bücherei “nicht nur das Buch als Kulturgut schützt, sondern auch als Treffpunkt nützt”..
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