Kritik zum Auftritt am 04.11.2008 in Schifferstadt, Rheinpfalz
Mit Chansons gratuliert Pfälzer Liedermacherin begeistert in der Stadtbücherei Zum Abschluss der Veranstaltungsreihe zum 20. Jubiläum sang Martina Gemmar aus Neustadt der Stadtbücherei bei ihrem dortigen Auftritt am Donnerstag ein Ständchen und begeisterte damit einige Dutzend Zuhörer. Ein Loblied auf Bücher zum Greifen und Anfassen, eine liebevolle Hommage an Bücher und diejenigen, die sie im digitalen Zeitalter noch zu schätzen wissen.
Die 1974 in der Südpfalz geborene, in Steinfeld aufgewachsene und heute in Neustadt lebende Sängerin, hat sich mit Chansons und Gedichten in Pfälzer Mundart aber auch auf Hochdeutsch in der kleinen, aber feinen Liedermacherszene in Rheinland-Pfalz einen Namen gemacht. Als Zehnjährige hat sie mit dem Klavierunterricht begonnen, später Gitarre gelernt. Auf die Kunstform Chansons machte sie 1997 eine Radiosendung des damaligen Südwestfunks aufmerksam, den Ansporn, selbst in dieser Richtung ihre Kreativität zu entfalten, habe ihr die positive Resonanz auf einen kleinen Auftritt bei einer Geburtstagsparty mit einem eigenen Lied gegeben, berichtet sie. Ihr erster öffentlicher Auftritt war gleich ein großer Erfolg, denn beim Mundart- Wettbewerb “Gsunge fad Leit” des Südewestfernsehens 2001 beim Rheinland-Pfalz-Tag in Landau belegte sie den ersten Platz. Mittlerweile kann die Diplom-Pädagogin eine Vielzahl von Fernseh- und Radioauftritten vorweisen. In Schifferstadt war sie zum ersten Mal und dass sie zum Stadtbücherei-Geburtstag auftreten dürfe, wie ihr eine besondere Ehre, sagte Martina Gemmar. Über ihren Gastspielort habe sie sich auch kundig gemacht und sei dabei auf Franz Funk gestoßen. Gewitzt verknüpft sie die Themen Bücherei und Bücher mit ihren Erkenntnissen über Schifferstadt. Sie erzählte, dass der legendäre Fernseh-Entertainer Peter Frankenfeld nach mehreren Begegnungen erst dann auf seine spätere Ehefrau Loni Kellner aufmerksam geworden sei, als er sie Stefan Zweigs “Sternstunden der Menschheit” habe lesen sehen. Franz Funk habe mit der Komposition “Schönes Wetter heute” in der Interpretation des Geigers Helmut Zacharias einen großen Hit gehabt, schilderte sie weiter, um dann beide Stränge zusammenzufügen: “Und wer hat auf der Hochzeit von Peter Frankenfeld und Loni Kellner gespielt? Helmut Zacharias.” Ähnliche Gedankenbögen entwickelt sie auch in ihren Liedern, die sie nach einer kurzen Einführung meist in geschmeidigem Sprechgesang vorträgt. Von der Geschichte der Wandergesellen, die sich ihrem Wohnort nicht mehr nähern dürfen, solange sie ein Jahr lang unterwegs sind, kam sie darauf, dass manche Eltern ganz froh wären, wenn der Nachwuchs das bequeme “Hotel Mama” mit 30 endlich wieder verlassen würde. Im anschließend gesungenen Lied sucht sich besagter 30-jähriger nach seinem Rausschmiss über ein Zeitungsinserat eine Frau- die einzige Antwort, die er darauf erhält, ist die seiner Mutter, die jetzt endlich ihre Freiheit auskosten will. Hintersinnig und ironisch sind Martina Gemmars Texte, auch jener über die 81 Jahre alte Dame, die auf Supermarktparkplätzen mit einem Handbohrer die Autoreifen “entlüftet”. Diese Tat verdeutlicht Gemmar auch lautmalerisch, wenn es im Refrain heißt, auf der Felge waren “Summerräfe drufffffffffff” (gai).
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